Die Kleine Braunelle (Prunella vulgaris), auch Brunelle genannt, ist in Europa weit verbreitet. Sie wächst auf feuchten Wiesen bis in die Höhe von 2000 Meter. Da sie aber so klein ist (sie wird nur etwa 20 cm hoch), muss man genau hinschauen, um sie zu entdecken. Es lohnt sich aber, denn die Braunelle ist nicht nur wunderschön, sie ist auch eine tolle Heilpflanze!
Die Kleine Braunelle gehört zu der Pflanzenfamilie der Lippenblütler (Lamiaceae). Sie ist unter anderem mit dem Basilikum und dem Salbei verwandt. Sie hat auch eine große Schwester, die „Große Braunelle“ (Prunella grandiflora). Diese bevorzugt aber einen anderen Standort.
Volkskundlich wird die Kleine Braunelle auch Halskraut, Sängerkraut, Gutheil oder Zimmermannskraut genannt. Früher wurde sie häufig bei der Halskrankheit Diphterie („Halsbräune“) angewendet, daher vermutet man den Namen „Braunelle“. Ihren Namen hat sie aber wohl auch von den verblühten, braunen Kelchblättern. Sie galt lange Zeit als eines der besten Allheilmittel, weshalb sie vielseitig eingesetzt wurde: Bei Verstopfung, Wurmbefall, Leberschwäche, Halsschmerzen, Nieren- und Gallensteinen und auch bei Wunden. Deshalb erhielt sie auch den Beinamen „Zimmermannskraut“, sie wurde nämlich von Zimmermännern verwendet, wenn diese Schnittverletzungen hatten.
Heute ist die Heilwirkung der Braunelle ein bisschen in Vergessenheit geraten – nichtsdestotrotz ist sie nach wie vor eine wirksame Heilpflanze bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum, bei Halsschmerzen und Herpes (Fieberblasen). Sie enthält unter anderem Gerbstoffe, Vitamin C, B und K, ätherische Öle und Harze. Dadurch wirkt sie wundheilend, wundreinigend, entzündungshemmend und antibiotisch.
Aus den Blüten und Blättern der Kleinen Braunelle kann man einen Tee zubereiten, der innerlich als Gurgelmittel bei Halsschmerzen und Entzündungen im Mund-Rachen-Raum verwendet oder äußerlich als Umschlag bei Wunden und Hautentzündungen angewendet werden kann. Aus ihren Blüten und Blättern kann man mit einem Basisöl in Bio-Qualität und Bienenwachs auch eine einfache Öl-Wachs-Salbe herstellen und als Lippenbalsam verwenden (das Rezept für die Braunellensalbe findet ihr in den „Kräuterrezepten“).
Die Braunelle schmeckt auch gut – junge Blätter und Blüten peppen jeden Salat und jede Suppe auf, man kann sie auch mit Spinat mitkochen. Die Blätter schmecken etwas bitter, aber es heißt ja „was bitter im Mund, ist dem Magen gesund“. Die wunderschönen violetten Blüten machen sich auch als Speisendekoration sehr gut.
„Wenn Elfen hingefallen sind,
die Maus verletzt am Schwanz,
dann nimm dir die Braunelle her,
das Kraut macht alles ganz.
Macht alles ganz, macht alles heil,
wie könnte es anders sein:
Drei Tage einen Umschlag drum
und heil sind Schwanz und Bein.“
(Volksweise)
Übrigens: Die Kleine Braunelle wurde von der Loki Schmidt Stiftung zur Wildblume des Jahres 2023 gewählt.
Auf unserer Wiese fühlt sie sich dieses Jahr besonders wohl- ob sie weiß, dass man sie als Wildblume des Jahres ausgewählt hat und sie deshalb so präsent ist? Ich jedenfalls liebe sie sehr! Jedes Jahr mache ich aus den Blüten und Blättern eine Tinktur gegen Fieberblasen und Zahnfleischentzündung. Ein „Muss“ in meiner Hausapotheke!